Spionage 2.0 – Personalchefs erhalten Schulung in Personensuche

Vor wenigen Wochen war im Karriere Teil der Oberösterreichischen Nachrichten ein Beitrag zu finden, der über die digitalen Spuren im Web berichtete. Der Artikel hatte zum Ziel, dass eine Sensibilisierung gerade der jüngeren Generation passiert, damit diese nicht jedes Bild, jedes Video und diverse Texte im Internet veröffentlichen. Dies könnte bei der Jobsuche höchstgradig nach hinten losgehen. In diesem Artikel wurde darauf hingewiesen, dass in wenigen Wochen ein Vortrag im AEC gerade zu diesem Thema passieren wird vor rund 100 Personalchefs aus oberösterreichischen Unternehmen.

Nun, dieser Vortrag ist nun Geschichte und hier sind die Slides dazu. Der Vortragende war Helge Fahrnberger:

Helge Fahrnberger schreibt in seinem Blog, dass er an diesem Tag „Recherchetipps“ für die Personaler gab. Da ich erst vor kurzem eine Bakk-Arbeit zum Thema „Social-Web-Recruiting“ inklusive der Befragung von Personalverantwortlichen las, wusste ich (im Vergleich zu anderen – die anscheinend überrascht sind), dass die Kenntnisse in Sachen Web 2.0 und Personensuchen im Argen liegen. Nun gibt jemand im Schnelldurchlauf Personalverantwortlichen einen Ferrari an die Hand und diese können teilweise gerade mal mit einem Skoda Fabia fahren. Es werden Tipps gegeben, dass die Amazon Wishlist, Kleinanzeigen durchforstet oder das Fun-Portal StudiVZ gescannt werden soll. Bedeutet im Klartext, dass Unternehmen in Privatbereiche vordringen sollen, um sich ein genaueres Bild von einem möglichen neuem bzw. bestehenden Mitarbeiter verschaffen zu können – das natürlich vollkommen legal, denn die Informationen sind doch öffentlich im Internet vorhanden.

Vielleicht lässt sich mit einer gefinkelten Recherche auf Informationen finden, mit denen eine Entlassung gerechtfertig werden kann? Damit könnte man sich günstig von einem Mitarbeiter trennen und spart sich dabei noch die Abfindung. Veranstaltet wurde die Veranstaltung von „Netzwerk Humanressourcen“ – demnächst gibt es sowas wie ein Follow-Up zur Personensuche (ironisch gesehen). Nämlich ein Workshop zum Thema „Trennungsmanagement – Kündigungsprozesse wertschätzend gestalten“.

Meiner Meinung bewegt man sich mit Vorträgen wie diesen zumindest an der Grenze der (Wirtschaft)-Ethik. Jeder soll dies mit seinem eigenen Gewissen vereinbaren, in wie weit die systematische Personensuche vertretbar ist. Meiner Meinung wäre eine Bewusstseinsbildung an der anderen Seite, bei den Jugendlichen sinnvoller und wichtiger.